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Aktualisiert: 4. Feb. 2024

Zum kreativen Handeln gehört auch immer das Nicht-Handeln. Dies ist ein immer wiederkehrendes Thema in der heutigen Zeit, geprägt von einem ständigen Arbeitsfluss, dem Druck, unsere Freizeit zu gestalten, und der Berieselung durch Medien. Meistens ist unser Geist beschäftigt und Langeweile ist kaum vorhanden, ja sogar fast gefürchtet. Dies hat viel mit unserem Nervensystem zutun. Ein dauerhaft aktives Nervensystem, bedeutet chronischer Stress. Dieser kann durch vieles ausgelöst werden. Nicht verarbeitete Erlebnisse, dauerhafte Anforderung und vieles mehr. Ständig nebenbei laufende Musik oder das dauerhaft laufende Radio lassen keinen Raum für Stille und können Indikatoren für ein Dauerhaft aktiviertes Nervensystem sein. Selbst eine kurze Pause wird oft von einem Kaffee oder einem Snack unterbrochen, sodass keine wirkliche Ruhe zwischen all den Eindrücken entstehen kann.

Kommt die Stille dann doch einmal auf, empfinden wir sie als quälende Langeweile. Der Grund dafür ist der gewohnt überreizte Zustand unseres Alltags. Wir sind so daran gewöhnt, dass alles andere einfach ungewohnt ist. Unser Geist versucht dann mit Nebensächlichkeiten der Stille zu entfliehen.

Wenn die Stille dann endlich da ist, sind wir überfordert mit ihr. Es fühlt sich an, wie bei einem fremdelnden Kind. Eigentlich ist die Stille unser Ursprung, aber durch ihre Abwesenheit ist sie uns fremd geworden.

Und wenn sie dann kommt, bricht sie über uns herein - die Flut unserer Erlebnisse. Unser Geist steht vor einer geradezu unverdaulichen Menge an Eindrücken, die wir erlebt haben. Wenn wir es schaffen den Impuls, wieder in Bewegung zu geraten, beiseite zu schieben und die Stille noch etwas länger zu behalten. Schritt für Schritt verdaut der Geist dann immer schelle die Eindrücke, bis...



Und nach der Stille regt sich ganz natürlich wieder Bewegung. Aus dem Verdauten entsteht neue Kreativität. Wenn wir uns keine Zeit für die Stille nehmen, töten wir unsere Kreativität. Die Folge ist ein unveränderter Alltag, in dem wir vor Öder monotonität eingehen. Es fällt uns schwer noch wirklich zu empfinden. Körper und Geist trennen sich voneinander, um den dauerhaften Stress zu kompensieren.

Wie der individuelle Weg zur Stille aussieht, kann ganz unterschiedlich sein. Ob mit klassischer Meditation, einer Tasse Tee, ganz in ruhe getrunken oder durch Entladung der gespeicherten Energie, so das wir danach von selbst in die Stille gleiten.


 
 
 


Musik ist etwas Wundervolles. Im Chinesischen gibt es den Begriff "Musik" als solches jedoch nicht. Musik wird aus 音 yīn für Ton/Klang und 樂 Yuè für Freude zusammengesetzt. Der Ton/Klang der Freude 音樂 yīnyuè bereitet. Der Zuhörer ist demensprechend Yuèyīn. Der einzelne Ton steht im Vordergrund. In der traditionellen chinesischen Musik begreift man dies schnell. Wenige Töne werden gemeinsam gespielt, es folgt meist Ton nach Ton. Anders als die westliche Musik, in der die Symphonie im Vordergrund steht.


Tanz und Musik liegen nah beieinander. In der Taiji-Szene, besonders bei den Kampfkunstaffinen, wird die tänzerische Komponente von Formen und Bewegung oft als unwichtig, fast abschätzig betrachtet. Form und Bewegung haben Funktion, sollen kämpferisch anwendbar, effektiv sein. Ich selbst genieße die ästhetische Komponente des Taiji sehr. Bewegung zu sehen, als auch sich selbst zu bewegen, bereitet Freude. So wie auch Musik Freude bereitet. Im Taiji sollen die Bewegungen fließend sein. Harmonische Bewegung, die gesund hält. Taiji bedient sich Prinzipien von Kreisen, Spiralen, soll dem Wasser gleichen und spielt in seinen Beschreibungen der Bewegungsbilder mit fantastischen Szenen. Diese Bilder sollen uns die Bewegungsqualität auf visueller ebene nahebringen oder Haptik begreifen lassen. "Stabil wie ein verwurzelter Baum", "still wie ein Berg", "der Kranich berührt das Wasser": Dies sind alles Beschreibungen, die uns den natürlichen Fluss der Natur nahebringen sollen. Sodass wir wieder selbst natürlich werden. Musik macht nichts anderes. Im Spiel mit der GuQin (einem traditionellen chinesischen Instrument) durfte ich dies verstehen.

Das Spiel der GuQin hat drei Tonarten: die Töne der Erde, des Menschen und des Himmels. Ein bekanntes Prinzip, die drei Schätze San Bao 三寶.

Sind wir ein Freund der GuQin, so wie man den Zuhörer der GuQin betitelt, kann sie uns lehren.

Die Töne der Erde sind die ungegriffenen, klaren sieben Seiten der GuQin. Sie sind ganz ursprünglich, wie das Jing 精.

Die Töne des Menschen sind die gegriffenen Seiten und die typische Bewegungen auf den Seiten, die der Bewegung des Qi 氣 ,der Wandlung zwischen Himmel und Erde gleichen.

Die Töne des Himmels sind die Flageoletttöne. Die höchsten Töne der GuQin. Sie gleichen dem nicht greifbaren Shen神 und führen den Menschen in das Überirdische.


Hört man die GuQin mit offenem Herzen und lässt sich von ihr berühren, merkt man wie die verschiedenen Töne das Qi bewegen. Die tiefen Töne der Erde lassen das Qi sinken, die Himmelstöne es steigen und die Töne des Menschen lassen es sich in alle Richtungen bewegen. Aus der westlichen Musik, durch Dur und Moll, ist uns eine klare Zuordnung vom Heben und Senken der Stimmung/des Qi's ebenfalls bekannt.

Musik ergreift und bewegt uns. Was noch alles in der GuQin liegt, kann ich leider nicht sagen, da ich ein vollkommener Laie bin, der vom Klang der GuQin fasziniert ist. Meine bisherigen Erfahrungen und Wissen stammen aus dem Unterricht von Ingo Stoevesandt. Ein großer Dank an dieser Stelle!


Kehren wir zurück zum Taiji und dem Tanz.

Aus der Betrachtung der Musik und ihrer Wirkung, hat die tänzerische Komponente im Taiji durchaus ihre Berechtigung. Üben wir sowohl Taiji als auch QiGong für unsere Gesundheit, ist ein Bewegungsqualität, die in sich stimmig und harmonisch ist, völlig verständlich. Niemand möchte ein Knie, welches nicht gleichgestimmt mit dem restlichen Bewegungsapparat funktioniert. Jeder bewusst wahrgenommene Missklang in der Bewegung hat das Potential uns aufzuwecken. Ein weitere Analogie die ich von meinem GuQin-Lehrer Ingo habe. Er erzählte mir, dass Hildegard von Bingen beschrieben hat, wie der Missklang in mitten der Kirchenlieder den Kirchgänger aufweckt. Zum Schluss des Stückes wird dieser durch den Gleichklang in die Harmonie zurück geführt. Das traditionelle Spiel der GuQin ist eben so aufgebaut. Auf ein klaren Erd-Ton folgt der suchende Menschen-Ton. Mit dem Himmels-Ton findet er die Erleuchtung.


Gleichen wir unsere Bewegung der Musik an, schwingen wir mit dem Außen mit. Wir üben uns darin, uns von den äußeren Impulsen tragen zu lassen. Wir hören zu. Für jeden Kampfkünstler eine unerlässlich Fähigkeit. Wer bereits Schiebende Hände 推手 TouiShu geübt hat, kennt dieses Prinzip. Jeder westlicher Boxer beherrscht dies auch: Sich ganz auf seinen Gegner einzustellen, bis er nicht ganz im Einklang ist und er die Chance sieht, anzugreifen.

Wir lernen mit der Musik das Zuhören und Mitschwingen. Die Freude die dadurch entsteht, ist eine Freude der Verbundenheit. So lernen wir mit der Musik und dem Tanzen, unser Herz berühren zu lassen.

 
 
 

Aktualisiert: 26. Dez. 2022

„Bitter Essen“


Was zunächst nach Ernährungs-Tipps klingt, ist ein chinesischen Sprichwort, was soviel bedeutet wie "wer etwas will, muss auch etwas dafür tun!".

Das wundervolle in der Beschreibung des "bitteren Essens", ist die Tiefe die wir hier finden können. Bitter bedeutet nicht nur leiden um Resultate zu erzeugen, sondern hat ein Bezug zum bitteren Geschmack, aus Sicht der TCM (Traditionell chinesische Medizin). Der bittere Geschmack entspricht in der TCM der Wandlungsphase Feuer. Bitter entsteht, neben den an sich schon bitteren Lebensmitteln, in dem wir etwas scharf anbraten oder direkt über dem Feuer grillen. So wird das Lebensmittel besser verdaulich. Braten oder Grillen wir jedoch zu intensiv, verbrennen wir die Nahrung und die Nährstoffe gleich mit. In der Ernährungslehre der TCM trocknet der bittere Geschmack uns ebenso aus, was ganz einfach durch die diarrhöische und damit austrocknete Wirkung des bitteren Geschmacks in Verbindung zu bringen ist. Ebenso verhält es sich mit dem "bitter Essen" im Üben. Wir brauchen intensive Übungsphasen um fortschritte verzeichnen zu können und uns zu entwickeln. Besonders wichtig ist dies für diejenigen, die eher dazu neigen ihre Energie nicht auszuleben. Überschreiten wir jedoch unsere individuellen Grenzen zu sehr, verbrennen wir uns. Wir brennen uns aus. Dies ist nicht nur auf die körperliche Ebene bezogen, sondern umfasst ebenso zu große Geistige als auch emotionale Aktivität. Ein harmonischer Wechsel ist entscheidet

Schauen wir noch einmal auf die Lehre der 5-Wandlungsphasen, um die Bezüge des Feuers zu erkennen. Für manche ist die Lehre der 5-Wandlungsphasen ein begriff und vertrautes Konzept, für andere noch neu.


Gehen wir hier im Bezug des "bitteren Essens" vom Feuer aus, ist wichtig den Bezug zu der vorliegenden und folgenden Wandlungsphase zu betrachten. Das Feuer braucht Nahrung, sonst erlischt es. Das entspricht der Wandlungsphase Holz, welches aus dem Wasser genährt wird und beschreit unsere zur Verfügung stehende junge Grundlage, die wir brauchen und nutzen für unser Feuer. Es ist das Junge blühende Leben, Ideen, der aufkeimende Impuls, der das Feuer nährt.


Die Wandlungsphase Erde ist die Ernte die wir aus unseren Handlungen und Verdiensten ziehen. Was zurückbleibt in der erde sind die Mineralien, die Wandlungsphase Metall. Dazwischen steht das Feuer, die ausführende Kraft. So sollten wir darauf achten im richtigen Maß unser Holz zu verbrennen und danach uns Zeit lassen um die Erfahrung, Anstrengung und Leistung zu verdauen.

Das Wasser ist die Grundlage für das Feuer und Kontrolliert es, damit es nicht zu groß wird und uns verbrennt. Wird es doch zu groß, hilft auch kein Wasser mehr. Das Feuer wird zerstörerisch und verbrennt uns.

Gehen wir es richtig an, wachsen wir mit jedem

Zyklus ein wenig. Die Erfahrung und Anstrengung des Feuers nährt uns und bringt uns weiter.

 
 
 
KONTAKT

Lars Houdek B.A.

Kunsttherapeut & Pädagoge

TaijiDao & Neidan(Qi)Gong Lehrer

​Physiotherapeut i.A.

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Brandtstraße. 36

28215 Bremen

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Tel.: +49 (0) 170 2726077

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