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Aktualisiert: 22. Dez. 2022

In einem kurzen Video erläutert ein Schriftsteller, dass wenn wir Zimt hören, die gleichen Gehirnareale aktiviert werden, als würden wir Zimt riechen. Er möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass wenn wir einen lebendigen Text schreiben möchten, in dem der Zuhörer mitgerissen wird, dürfen wir nicht einfach nur oberflächlich „es schmeckte gut“ schreiben, sondern klare Worte finden, die unser Gehirn in einen direkt sinnhaften Bezug führt. So entsteht eine synästhetische Erfahrung. Wie weit diese Erkenntnis reicht, können wir erfahren, wenn wir im Üben alle Ebenen, die das NeidanGong beschreibt, mit einbeziehen.

Geht es beispielsweise um die klassische Anweisung des Sinkens in einer Bewegung, wie man sie häufig hört im Taiji, so üben wir nicht nur auf einer rein körperlichen Ebene, das Brustbein einsinken zu lassen, den unteren Rücken zu runden und die Knie zu beugen, sondern bekommen noch ein wundervoll blumiges Bild dazu, wie zum Beispiel, dass sanfter Regen durch unserem Körper fließt. Üben wir dies in der Tiefe, entsteht das gleiche Phänomen, als würden wir Zimt hören und den Geruch von Zimt verarbeiten. Unsere Vorstellung löst etwas in uns aus. Mit dem Regen nutzen wir eine Erfahrung, die wir erlebt haben, weiten sie in uns aus und führen somit keine mechanische Bewegung aus, weil sie sich ein großer Meister einmal so ausgedacht hat, sondern folgen einem natürlichem Bild, welches uns ein Prinzip vermittelt. Ist uns eine Erfahrung nicht zu eigen, können wir uns verschieden Ebenen bedienen, um diese in uns zu integrieren.



Wir können den Regen betrachten und einen visuellen Eindruck gewinnen oder eine körperliche Bewegung vorweg üben und sie dann, auf den verschiedenen Ebenen unseres Seins ausweiten. Das ist Qi Gong, die Arbeit mit der Energie, die wir bewusst leiten.

So umfasst die Anweisung Sinken, im besten Fall nicht mehr nur die oben genannten drei einzelnen Segmente des Körpers, sondern ein geistiges Bild, eine folgende Emotion und ein natürliches Sinken im ganzen Körper, welches sich wieder weiter auf die vorher genannten Ebenen ausbreitet. So vertiefen wir „Sinken“, so dass sich die Stirnfalten von alleine legen, der Geist sich beruhigt, die Schultern sich entspannen…. . Vorausgesetzt wir sind dazu in der Lage und eine gute Verbindung besteht in uns.

Hier würde ich empfehlen, selbst in die Erfahrung einzutauchen und im Üben mehr und mehr zu entdecken.

Andersherum funktioniert dieses Spiel natürlich auch. Legen wir uns mit rundem Rücken aufs Sofa, folgt im natürlichen/gesunden Zustand automatisch die Regulierung des Nervensystems und die Beruhigung tritt ein. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist von Vera F. Birkenbihl. Wenn wir die Mundwinkel nach oben ziehen, Aktivierung wir die Nerven, die dem Gehirn signalisieren, dass wir fröhlich sind. Aus dem Erklärungssystem des Daoismus ist das die Verbindung der drei Schätze Shen (Geist), Qi (Emotion/Energie), Jing (Essenz).


Die Grundlage ist die neurologische Verbindung unserer rechten und

linken Gehirnhälfte durch den umgangssprachlichen Balken (Corpus callosum). Vereinfacht betrachtet ist die linke Hemisphäre unseres Gehirns für unser logisches Denken und analytischen Fähigkeiten zuständig und die rechte Hemisphäre des Gehirns ist für die Verarbeitung unserer Eindrucke, als auch unseres Ausdrucks zuständig. Das Zusammenspiele ist es, welches ein gutes Taiji/Neidan(Qi)Gong Üben ausmacht und fördern soll. Nicht nur die typischen Formen und einzelnen körperlichen Übungen aus dem Taiji und QiGong sind dazu imstande. Alle Tätigkeiten, in denen wir auf vielen verschiedenen Ebenen unseres Seins angesprochen sind, ermöglichen uns die Vertiefung unserer Wahrnehmung und Erlebens der Welt. Das NeidanGong birgt hier einen mannigfaltigen Schatz, der in der Basisstufe viele Wege beherbergt. Aus der Erfahrung heraus verfügt das System des NeidanGong über Methoden und Künste, die auf der ganzen Welt in irgendeiner Form die sich aufgetan haben und die wir mit unserer doch eher links-hemisphärischen westlichen Sicht mittlerweile auch entdecken oder wieder an Wertigkeit gewinnen.


Kunst, Tanz, Musik, Bewegung, Mediation, Philosophie, Gebet, Rituale und viele weitere Formen die auf der ganzen Welt zu finden sind, die dem Sinn in sich tragen, auf allen Ebenen zu bestehen.


Das Prinzip des Taiji, so universell wie es ist, bildet sich jedoch auch in diesem Punkt in der Welt ab. Die Verführung durch unsere massive Informationsflut und Zerstreuungsgesellschaft bewirkt auf verheerendste Weise auch das Gegenteil. Hierzu empfehle ich die Gedanken des Neurobiologen Gerald Hüther und die des Philosophen Byung-Chul Han, die diese Thematik sehr umfänglich behandelt haben und von denen viele Information aus diesem Text inspiriert sind.

Besonders Gerald Hüter beschreibt auch immer wieder in verschiedensten Formen und Disziplinen Gegenentwürfe.


Meine Überzeugung und Erfahrung ist es, dass die Philosophie und Praxis des Daoismus ein wohl behüteter Schatz ist, der uns zu solchen anderen Entwürfen auf natürliche Weise führen kann.

 
 
 

Durch die kunsttherapeutische Arbeit, bin ich immer wieder mit dem Umstand konfrontiert, dass individuellen Meinung und Gefühlswelt eine hohe Bedeutung beigemessen wird.

Dies ist an sich auch nichts verwerfliches. Es kann uns sogar sehr dienlich sein unsere Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen.

Aussagen wie, " mir gefällt das so", "meiner Meinung nach" oder Diskussionen über Subjektive Wahrnehmungen sind für eine erkennen von objektiven Gesetzmäßigkeiten, meist jedoch hinderlich, da dass individuelle erleben in der Vordergrund gerückt wird und somit sehr aus sich heraus handelt. Ein Phänomen welches, soweit ich es beurteilen kann, sehr westlich geprägt ist. In China habe ich etwas ganz anderes erleben dürfen. Hier ist das Verständnis ein Teil, eines größeren ganzen zu sein viel mehr kulturell verankert. Siehe hier z.B. auch die Landschaftsmalereien, in den der Mensch wenn überhaupt nur klein als Punkt im ganzen vorhanden ist. Portraits sind hingegen in der traditionellen Kunst doch eher weniger vorhanden. Hier geht jedoch das Individuum oft unter.



Dieser kulturelle vergleich soll keineswegs die eine über die andere Ausrichtung stellen, sondern lediglich die beiden Pole bewusst werden lasse, in den wir uns bewegen können. Doch möchte ich ein wenig das Bewusstsein für die uns doch eher fremd gewordene Seite schaffen.


Dieses Abbildung des Taiji Tu soll uns hierbei Helfen





Der Punkt in der Mitte, stellt das Individuum dar, wie der Mensch als Punkt in den chinesischen Landschaftsbildern, und der äußere Kreis alles was außerhalb des Individuums liegt. Sind wir nun voll und ganz mit dem Individuum (dem Punkt) identifiziert, sehen wir nur unsere Wahrheit. Sind wir nur im Außen sehen wir nicht unsere Verhältnis zu den Äußeren umständen und kennen nicht unseren Platz.




Ein wundervolles Beispiel hierfür ist, dass künstlerische Abbilden der Realität, welches ich häufig in der Kunsttherapie verwende. Meist sind es Tiere die Plastiziert oder Landschaften die gemalt werden. Entscheidend ist jedoch die Abbildende Tätigkeit, die Innen und Außen miteinander in kontakt treten lässt. Die Vorstellung die wir haben trifft im Abbildenden Prozess auf die Realität. Hier kommen die fundamentalsten Gesetze zum Vorschein, die den Schaffenden sich im hier und jetzt wahrnehmen lässt.


Um dies wieder zu veranschaulichen Betrachten wir Picasso's Abstraktion eines Stiers.

Wo der Stier zunächst noch realistisch dargestellt ist weichen immer mehr Details, bis die grundlegendsten Phänomene des Stiers übrig bleiben.

Um die Abbildung weiter Stier nennen zu können müssen bestimmte Eigenschaften weiterhin vorhanden sein, sonst wäre es kein Stier mehr. Ohne weiter auf dieses Beispiel einzugehen, erkennt man hieran, dass es Äußere Gesetze gibt denen wir uns nicht entziehen können.


So sehr wir auch etwas fühlen, unsere Gefühle werden die Realität nicht vollkommen verändern, höchstens beeinflussen.


Im Studium sagte ein Dozent zu diesen Umstan so schön, egal wie schmerzhaft oder unerträglich die Gefühle auch sind, auf unser Herz können wir uns verlassen. Es schlägt einfach weiter.

Er fügt dann noch etwas leiser hinzu, "allenfalls macht es mal ein kleinen Aussetzer".


Um die zustände, von außerhalb und innerhalb von uns, genauer zu betrachten, nehmen wir wieder die daoistische Sicht ein. Yin Yang sind keine voneinander getrennten Seiten sondern eins. So haben beide Seiten ihre Bedeutung. Sind wir zu sehr mit unseren Gefühlen, unserem Herzen oder Denken Identifiziert, verschließen wir uns der Welt. Es findet kein Entwicklung mehr statt, sondern repetieren lediglich unsere bereits erfahrenen Muster.

Sind wir hingegen nur im Außen verhaftet und nehmen nicht mehr unser Verhältnis zu den Dingen wahr, bleibt uns ebenso jegliche Erkenntnis verschlossen.


Werden wir hingegen "Still" und haben eine gute Verbindung zwischen Innen und Außen, zwischen Himmel und Erde, ist es uns möglich, uns dem Gesetz der Wandlung hinzugeben.

 
 
 
KONTAKT

Lars Houdek B.A.

Kunsttherapeut & Pädagoge

TaijiDao & Neidan(Qi)Gong Lehrer

​Physiotherapeut i.A.

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Brandtstraße. 36

28215 Bremen

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Tel.: +49 (0) 170 2726077

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